Raymond Ami

Wissenswertes über Raymond Ami

Raymond ist ein schweizer Staatsbürger, pensioniert 2004/2005.
Er reiste im April 2006 das erste mal mit seiner Frau nach Bali und wanderte anschließend nach Bali aus. Er erstellte einen sehr unterhaltsamen Blog auf www.ray.jimdo.com (wer Raymonds Blog noch nicht kennt, sollte in auf jeden Fall mal lesen). In seinem Blog kann man sehr viel lesen über seine ersten Schritte auf dem Weg zu einem Leben in Bali wie zum Beispiel den Kauf eines Grundstückes, die Planung und den Bau seines Hauses und nicht nur welche Stolpersteine der Hausbau, sondern auch der Alltag auf Bali, für einen Europäer so bereit hält.

Euer Bali-Blog  hatte die Gelegenheit und das Vergnügen mit Raymond Ami ein kurzes Interview durchzuführen, welches der Leserschaft natürlich nicht vorenthalten wird.

Balinesische Maske

Das Interview mit dem Auswanderer Raymond Ami

Bali-Blog.de:“Zu allererst möchte ich Ihnen ein herzliches “Terima kasih” nach Bali schicken, das Sie sich für dieses Interview bereit erklärten.”
Bali-Blog.de:Wie geht es Ihnen heute?
Raymond:Abgesehen von einer kleinen Grippe, die am abklingen ist, geht es mir gut.
Bali-Blog:Was haben Sie denn gestern getan / erlebt?
Raymond:Gestern war Samstag. Die Automatik des Generators spinnt immer noch und er ist auf “manual” gestellt. Eigentlich kein Problem, aber am Montag wollen wir für eine Woche nach Singapur, einfach mal so, ferienhalber. Und dann sollte der Generator schon auf automatisch geschaltet sein, da die Tiefkühltruhen voll sind. Aber Vorgestern und VorVorgestern fühlte ich mich zu grippig um nach Singaraja zu fahren.Und so war ich am Samstag mit meinem Motorrad im dichten Samstag-Strassenverkehr unterwegs nach Singaraja um Komponenten für einen selbst gebastelten Spannungsstabilisator aufzutreiben. Damit wollte ich der Automatik vorgaukeln, dass das Stromnetz stabiler sei als es in Wirklichkeit ist, sodass die Automatik nicht unnötigerweise den Generator in kurzen Abständen an- und wieder abstellen würde. Leider blieb es beim würde. Obwohl ich für wenig Geld alle benötigten Komponenten fand. Vielleicht hätte ich etwas mehr ausgeben sollen, dann hätte es vielleicht auch funktioniert. Aber etwas besseres fand ich in der ehemaligen Hauptstadt von Bali nicht. Vermutlich in Singapur aber dort benötige ich die Teile nicht.Also habe ich Komang (unseren Handwerker) zum etwa 4. mal instruiert wie und wann man den Generator an werfen sollte. JäschJäsch alles sei klar und bekannt, hat er gesagt. Ich hab mich aber nicht provozieren lassen und mich bei meinen Instruktionen darauf konzentriert, dass er die Bezeichnung der 4 zu bedienenden Schalter in und auswendig kennt und auch weiss, wo sie sind. So werde ich ihm dann im Notfall per Telefon Instruktionen geben können.   Normalerweise fahre ich regelmässig mit dem Motorrad relativ ziellos, und möglichst offroad in die Berge. Dort, fernab der Touristenströme, mit dem Auto nicht mehr erreichbar, liegt vermutlich jenes Bali von dem die Touristen träumen. Es ist mir nicht möglich davon Fotos zu erstellen oder Berichte zu schreiben, die das einigermassen rüber bringen, was ich zu sehen glaube. Also
lasse ich es. Aber nicht nur in den Bergen, auch auf den Hauptstrassen kann ich mich schon ganz gut mit dem Motorrad bewegen. Ich denke, dass ich für die Balinesen bereits ein berechenbarer Verkehrsteilnehmer bin (so hoffe ich wenigstens). Keine Stops vor Fussgängerstreifen, seitlich links oder rechts aufschliessen, Hupen vor dem Ueberholen, die Ueberholmanöver des Gegenverkehrs nicht behindern, auf Handzeichen anstelle auf Blinker achten, jenen Fahrzeugen, die seitlich von einem schmalen Pfad in die Hauptstrasse einbiegen durch rechtzeitiges Ausweichen
das zügige Zufahren ermöglichen sowie den Verkehrsstrom vor der eben rot gewordenen Ampel nicht ausbremsen (um nur die wichtigsten Regeln zu nennen). Und so erreiche ich Singaraja nicht zuletzt dank dem Schutz der Götter. Nach dem fünften Elektronik-Laden wurde ich fündig. Ein anwesender Kunde erklärte der Verkäuferin nach einem kurzen Blick auf meine Zeichnung, was ich wollte und wo sich der gesuchte Artikel befand. Der Ladeninhaber prüfte das Teil, tippte in den Taschenrechner den Preis und wir wurden uns handelseinig. Selbst zwei riesengrosse Kondensatoren fand ich in dem Laden. Die sollten Stromausfälle von weniger als einer Sekunde überbrücken. Taten sie später nach dem Zusammenbau auch, sogar 5 Sekunden lang, aber leider nur für den Pipser des Stromalarms. Ich begann zu messen und natürlicherweise erreichte die Batterie des Messgerätes genau in diesem Zeitpunkt ihr Lebensende. Aufschrauben, Batteriewechsel, zuschrauben, weitermessen. Die Werte waren im vermuteten Bereich, trotzdem machte der Spannungwandler schlapp. Wenn ich dann von Singapur zurück bin, werde ich mich dem Ding wieder annehmen. Zumindest muss ich ganz genau wissen, was allenfalls defekt ist, bevor ich die Leute aus Jakarta für eine Reperatur kommen lassen kann. Die würden, wie auch schon, die Hauptsicherung ausschalten, mit zufriedenem Lächeln die Anlassgeräusche des Generators zur Kentniss nehmen, die Hauptsicherung wieder einschalten, geduldig den Nachlauf des Generators abwarten
um dann mit gewichtiger Mine mitzuteilen, dass alles in Ordnung sei. Aber sie hätten gehört, dass grössere Wartungsarbeiten im Stromverteilungswerk durchgeführt würden und da sei es völlig normal, dass der Generator öfter als sonst anspringen würde. Dann trödelte ich noch etwas in einem deutschen Mathematik-Forum herum, und sonnte mich im Glanze meines Wissens. Mit dem Matheprogramm erstellte und überprüfte ich die gefragten Formeln und stellte sie ins Internet. Vorsorglich, es kommt ja meistens nichts zurück, gestand ich mir ein Bagus sekali (sehr gut) für meine Arbeit zu. Dann überlegte ich ob ich bereits heute oder erst morgen meinen Bürotisch aufräumen sollte. Ich entschied mich für morgen. Aber da kamen ja bekanntlich diese Interview-Fragen, die natürlich prioritär zu behandeln waren. Nach 17 Uhr dann, als die Staffs das Gelände für das Wochenende verlassen hatten, der schon fast traditionelle Samstag-Abend Aperos mit Champagner im Pool zusammen mit Thea. Dann das Nachtessen, wie üblich mit Geplauder und Gedanken zu den gewohnten Alltäglichkeiten.
Bali-Blog.de:Was hat Sie dazu inspiriert Ihren Blog zu schreiben?
Raymond:Während dem Bau hatte ich einen regen Mailverkehr mit der Verwandtschaft. Es sammelten sich viele kleine Geschichten und Begebenheiten. Dann kam mir irgendwann mal die Idee, diese Mails zu recyceln.
Bali-Blog.de:Wann hat zum letzten mal jemand zu Ihnen “Bagus” oder “JäschJäsch” gesagt?
Raymond:Bagus zu mir?…Ich kann mich nicht erinnern. Ahh, jetzt erinnere ich mich, gestern, ich selbst.
Auch JäschJäsch hab ich gehört, gestern bei Komang vor dem Generator und vorgestern, natürlich wieder von Komang, unserem Handwerker. Ich hab aber nicht reklamiert und einfach den Moment abgepasst, wo er es so und nicht anders hätte tun müssen, dann hab ich ihn gefragt wie er es denn tun wolle. Natürlich SoUndSo hat er geantwortet. Wie wärs mit SoUndSoSo, geht das auch hab ich gefragt. Nach kurzem Zögern, ja das ginge auch, aber es sei schwierig. Ja, das stimmt, aber versuch es einfach mal SoUndSoSo, falls es nicht geht, können wir es ja immer noch ändern. Es ging.
Bali-Blog.de:Während meines Aufenthaltes auf der Insel Bali hatte es ca. eine Woche gedauert und dann fiel merklich die sprichwörtlich Deutsche Hektik von mir ab und ich konnte endlich relaxen, bei allem was so auf Sie zu kam mit Umzug, Hausbau usw. wie lange hat es da bei Ihnen gedauert?
Raymond:In Hektik verfalle ich eigentlich selten. Was vermutlich nicht von all meinen Mitbewohnerinnen bestätigt würde. Aber ungeduldig, das war ich schon und bin es heute noch gelegentlich, aber immer weniger (Weil es nichts bringt, erst recht in Bali, wo es kontraproduktiv ist). So zum Beispiel beim Internet, wo administrativ was schief gelaufen ist. Es wurde korrigiert, leider zu spät und leider falsch. Und es brauchte viele Telefonate und Mails um den Korrektur-Prozess weiter im Gange zu halten (inzwischen schon 2 Monate). Und es ist von Vorteil, wenn man dabei
unverbindlich, höflich und bittend bleibt, auch ein Lob zwischen durch schadet nichts. Ansonsten geschieht überhaupt nichts. Die Telefonate werden nicht angenommen und die Mails und SMS’s werden nicht beantwortet. Und weil ich und Thea wissen, dass mir dabei der Kragen platzen würde und weil dann das Internet überhaupt nicht mehr laufen würde, haben wir beschlossen dass Thea diesen Part übernimmt, ich berate sie nur in technischen Belangen. Ich schätze, dass sie es in ein oder zwei Monaten geschafft haben wird. Etwas neidisch muss ich eingestehen, dass sie es um Klassen besser macht als ich es könnte.
Bali-Blog.de:Wie sehen Sie die Anschläge auf Bali, fürchten Sie das so etwas wieder passieren könnte?
Raymond:Ja, natürlich, das kann überall und jederzeit passieren, in Indonesien je länger je mehr und inzwischen auch in Europa. Die Anschläge sind tragisch für die direkt Betroffenen. Für die Medien aber ist es ein gefundenes Fressen. Die vollziehen dann genau das , was von den Attentätern niemals selbst hätte vollbracht werden können aber die eigentliche Absicht ist, nämlich die Angst und den Schrecken in die ganze Welt zu tragen.
Bali-Blog.de:War denn überhaupt schon mal eine “kleine” Folgezeremonie fällig, steht der “Save” Status noch, oder ist mal wieder jemand auf ihr Dach gestiegen?
Raymond:Das neue Dach bekam seine Zeromonie und auch die Flussverbauung. Das Auto und die Motorräder alle 210 Tage, anlässlich der, für die Gerätschaften vorgesehen Zeremonie (das balinesische Jahr hat 210 Tage). Meine persönliche Zeremonie besteht darin, dass ich auf dem Dach Schnüre gespannt und Lote aufgehängt habe, von denen ich in regelmässigen Abständen die Werte ablesen lasse (inzwischen natürlich recht selten). So konnte ich zum Beispiel nach dem letzten (heftigen) Erdbeben, ohne quälende Gedanken und ohne die Hilfe der Götter, unter diesem Dach beruhigt einschlafen. Die Flussverbauung hat ein Frühwarnsystem und die Pumpen einen Backup, was noch aussteht ist ein realer Test. Nur bei den Fahrzeugen und deren Verwendung im balinesischen Strassenverkehr, da hoffe ich auf den Schutz der Götter.
Bali-Blog.de:Wie geht es dem Rasenmäher?
Raymond:Der steht schon lange beim Nachbarn. Wir (also eigentlich die Gärtner) arbeiten mit 4 Hand-Rasenmähern von denen mindestens einer jeweils defekt ist und auf ein Ersatzteil wartet. Inzwischen hat der Nachbar auch Hand-Rasenmäher, das schöne Gefährt zum draufsitzen ist defekt. Die Lieferung des Ersatzteils ist irgendwie in der Administration des Grosskonzerns (mit garantierter Ersatzteillieferung) hängen geblieben. Das schöne Gefährt durchlebt jetzt gerade die Rost-Phase. Rasenmäher haben einfach keine über die Jahrhunderte hinweg gewachsene Kultur, sodass sie von den Göttern noch nicht als schützenswerte Objekte erkannt werden.
Bali-Blog.de:Wie geht es dem Staff (Wayan, Made, Ketut)?
Raymond:Wer weiss das schon. Falls es ihnen schlecht gehen würde (was ich nicht annehme), dann würden sie alles unternehmen, dass es möglichst niemand mitbekommt. Am ehesten bekomme ich es mit, wenn ich die Leute, wenn sie sich unbeobachtet fühlen, beim Gehen beobachte. Das Tempo, die Haltung und Schleifen der Sandalen und nicht zuletzt die Spannkraft haben ihre eigene Sprache.
Made, der wöchentlich zum Strandreinigen erschien, hat sich dummerweise mit dem Chefgärtner angelegt. Jetzt arbeitet er in einem Kleinkreditunternehmen. Seine Frau Ketut hat ein weiteres Kind bekommen und ist aus dem Mutterschaftsurlaub zurück. Wayan hatte diesen Monat sein 5-jähriges Jubiläum, auch sein Motorrad läuft immer noch (kein Irdischer weiss warum).
Bali-Blog.de:Ist der Geschirrspühler immer noch so verwunderlich, oder wurden gar neue Wunderdinge angeschafft?
Raymond:Nein, der Geschirrspüler gehört inzwischen zum Alltag. Das Ausräumen läuft problemlos, das Laden des Gechirrspühlers machen nach wie vor noch wir selbst. Ja, nach einem Blitzschlag ist er mal für kurze Zeit ausgefallen, die Reparatur benötigte 6 Mails, 10 Telefonate und 3 Monate. Auf neue Gerätschaften verzichten wir inzwischen lieber, wenn sie nicht balitauglich sind. Balitauglich bedeutet, dass sie gutmütig gegenüber Gewalteinwirkung und Ueberlastung reagieren, dass sie mit den üblichen Werkzeugen und den allgemein verfügbaren Ersatzteilen und einigem Erfindergeist selbst repariert werden können.
Bali-Blog.de:Wir haben übrigens etwas gemeinsam: Eine Leistenbruch OP im Jahr 2007 (incl. des Kuststoffnetzes), haben Sie in Indonesien auch drei kleine (ca. 1-1,5 cm breite) Operationsnarben davongetragen?
Raymond:Die ist um mindestens eine Potenz länger, dafür habe ich nur eine, statt 3 Narben. Ich bin mir nicht sicher ob mein hiesiger Chirurg weiss, was ein Endoskop ist. Und falls doch, so ist er sich sicher bewusst, dass so ein feines graziles Instrument nicht balitauglich ist.
Bali-Blog.de:Viele Europäer neigen im Ausland zu, nennen wir es mal “Kolonialem” verhalten, wie sehen sie das Verhalten der meisten Expaths in Bali?
Raymond:Genau so. Natürlich auch mich selbst betreffend, alles Andere wäre Selbstbetrug. Aber natürlich gibt es auch Expats, die mehr oder weniger (meistens weniger) ehrlich versuchen sich zu integrieren oder besser noch assimilieren. Ich habe noch keinen angetroffen, dem das nur ansatzweise gelungen wäre, es geht höchstens solange gut als sie noch bei Kasse sind.Eher bekommt eine reale Schweizerkuh ein violettes Fell als ich zu einem halben Balinesen würde, selbst wenn ich es mir von ganzem Herzen wünschen würde. Aber in Europa soll es ja Stadtkinder geben, die noch nie eine braune Kuh dafür um so mehr Fern gesehen haben. Übrigens eine Entwicklung die hier auch einsetzt, sie wird mit dazu beitragen, dass Bali in 20 Jahren nur noch in Reservaten ‘erlebt’ werden kann.Im Gegensatz zu den damaligen Kolonialherren bemühen wir uns, anständige Arbeitgeber zu sein. Das wird inzwischen auch im Dorf anerkannt und geschätzt. In diesem Sinne sind wir (gegenseitig) akzeptiert, was nicht mit integriert verwechselt werden sollte.
Bali-Blog.de:Bali hat reichlich Musiker (in fast jeder Bar spielt eine Band) welche ist bisher ihr Favorit?
Raymond:Mein Nachbar und seine Gamelan-Truppe (auf der balinesischen Seite des Grundstückes). Inzwischen habe ich auch gelernt beim täglichen, stundenlangen Üben sowie bei den wöchentlichen Zeremonien wegzuhören. In Bars gehe ich höchst selten, eigentlich gar nicht. Das ist mir zu touristisch.
Balinesische Maske

Author: Jörn

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